Donnerstag, 10. Juli 2014

einzelkind-syndrom

ist ihnen auch schon aufgefallen, dass einzelkinder manchmal ein auffälliges sozialverhalten an den tag legen? nicht generell, aber auffällig häufig.

aus sozialpsychologischer sicht spricht man von einzelkindern bei kindern, die alleine in einer familie aufwachsen und geschwistern, die mehr als 4 jahre altersunterschied zu anderen kindern aufweisen. dieses auffällige sozialverhalten hängt besonders vom sozialen umfeld des einzelkindes ab. wächst ein kind in einem weitgehend intakten umfeld auf, ist das sozialverhalten kaum auffällig. ein einzelkind mit bereits sozial auffälligen eltern weist jedoch eine sehr hohes auffälligkeitsrisiko auf.

wie sieht dieses auffällige verhalten in der praxis aus?

einzelkinder sind ...
... egozentrierter, bis zur egomanie
... weniger kommunikativ und kommunizieren schwerer mit gleichaltrigen
... weniger konflikterfahren, sie mussten sich nie mit geschwistern zusammenstreiten
... weniger belastbar und frustrationstolerant
... weniger zu selbstkritik und selbstbeobachtung fähig
... wesentlich anfälliger für psychische erkrankungen
... schwerer in der lage, eigenverantwortlich zu leben
... häufiger in overprotective familys zu finden
... durchsetzungsstärker weil egozentrischer
... eingeschränkter empathiefähig
... weniger in der lage in konfliktsituationen aus der situation herauszugehen, um den konflikt besser aufarbeiten zu können. ihr eltern- und kindheits-ich ist stark ausgeprägt, das erwachsenen-ich schwächer.

einzelkinder vererben ihr auffälliges sozialverhalten auch an ihre eigenen kinder. haben sie selbst mehrere kinder, kann dieses auffällige verhalten bei diesen auch zur gänze verschwinden, insb. nach der pubertät.

den ersten hinweis auf die einzelkind-problematik erhielt ich von dr. anneliese fuchs von der arbeitsgemeinschaft für präventivpsychologie. die besonderen eigenschaften von sog. mehrlingskindern führen dazu, dass bestimmte unternehmen nur mehr kinder aus mehrlings- und mehr-generations-familien beschäftigen. andernfalls müssen mitarbeiter ein sozial-schulungsprogramm durchlaufen.

eine bekannte (3. von 5 geschwistern) beschäftigt in einer apotheke hat mir dahingehend bestätigt, dass man mit kolleginnen mit geschwistern ziemlich problemlos zusammen arbeiten kann, während die einzelkinder regelrechte prinzessinnen auf der erbse seien.

eine weitere bekannte (2. von 3 geschwistern) erzählte mir, vor der entscheidung gestanden zu sein, ein oder zwei kinder haben zu wollen. sie habe nun 2 und stelle fest, dass ihre zwei erheblich unproblematischer sind, weil sie sich die meiste zeit miteinander beschäftigten. einzelkinder forderten ihre bezugspersonen wesentlich mehr, da sie ja sonst niemand haben. 

bei durchschnittlich 1,4 kindern pro familie überwiegen heute einzelkind-familien. durch die erhöhte anfälligkeit bei psychischen erkrankungen kommt auf unser sozialversicherungssystem eine neue belastungswelle zu. es ist nicht opportun, öffentlich über die einzelkind-problematik zu reden. man sagt uns, alle kinder seien gleich viel wert. sind sie auch. nur einzelkinder haben es eindeutig schwerer, ein glückliches leben zu führen. diesen anspruch auf glück sollten wir ihnen nicht vorenthalten. offen über dieses problem zu reden und strategien zu überlegen, wie auch einzelkinder ein glückliches und gesundes leben führen können, sollte daher gebot der stunde sein. auch wenn das mehrheitlich nicht gehört werden will.


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